Burg Alpen
Mag vor wenigen Jahren noch manchen Autofahrer jener auffallende, mit Bäumen bekrönte Hügel vor den Toren des Städtchens Alpen zu langsamerer Fahrt bewogen haben, führt der Lauf der heutigen Landstraße weit an der Innenstadt vorbei. Jenes letzte Überbleibsel einer der größten Burgen des unteren Niederrheins läuft in Gefahr, dem Vergessen anheim zu fallen. Die ursprüngliche, erste Burg, auf dem Höhenzug westlich der heutigen Stadt gelegen, wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts aufgegeben. Im Tal begannen umfangreiche Bauarbeiten für den Bau einer neuen, durch Wassergräben geschützten Burg.
Der Inhaber, Heinrich von Alpen, geriet allerdings in finanzielle Schwierigkeiten. Er verpfändete die Burg an seinen Schwiegervater Gottfried von Hönnepel. In den folgenden Jahren vermochte er nicht, das Pfand auszulösen, so daß die Burg und Herrschaft Alpen verkauft wurden. Pfandherr wurde schließlich Rutger von Garstorf, Edelvogt zu Köln. In seiner Familie (die sich fortan auch „von Alpen“ nannte) blieben Burg und Herrschaft Alpen trotz zweihundertjahre dauernder Versuche der Familie des ehemaligen Inhabers, das Pfand auszulösen. Die einzige Erbin von Burg und Herrschaft Alpen Alveradis von Alpen heiratete Johann von Neuenahr, ihrer beider Sohn Gumprecht von Neuenahr erbte 1418 sowohl die Erbvogtei zu Köln wie die Herrschaft Alpen. Einer seiner Nachkommen, er trug ebenfalls den Namen Gumprecht von Neuenahr 1, ließ 1541 eine Hausordnung für die Burg Alpen schriftlich niederlegen 2, die uns Hinweise auf den Alltag der auf der Burg befindlichen Bediensteten geben kann. Die Burg Alpen überdauerte rund vierhundert Jahre, bis sie durch das Erdbeben des Jahres 1758 unbewohnbar wurde. Ihre Überreste wurden beim Bau der Chaussée im Jahre 1809 abgebrochen. Heute kündet von ihrer Größe nur noch der baumbestandene Hügel am Rande der Stadt. Klaus-Dieter Schwieren: „Alltag auf Burg Alpen“ (http://www.kdschwieren.de/alpen.htm)
Geschichte
Die Burg Alpen ist eine abgegangene Turmhügelburg (Motte) bei der Gemeinde Alpen (Burgstraße) im Kreis Wesel in Nordrhein-Westfalen.
Die Burg, die im Besitz von Heinrich von Alpen war und nach Verpfändungen an die Familie von Neuenahr kam, war eine ehemals von Wassergräben geschützte Motte mit möglicherweise zwei Vorburgen und wurde erstmals um 1200 urkundlich erwähnt. Bewohnt war die Burg noch bis in das 18. Jahrhundert.
Durch ein Erdbeben im Jahre 1758 unbewohnbar geworden, zerfielen die Gebäude schließlich. 1809 wurde die Motte abgetragen und das Material zum Bau einer unter französischer Besatzung angelegten Chausseestraße (Burgstraße) verwendet. Diese Straße schneidet den westlichen Teil des Mottenhügels, heute ein Burgstall.
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Alltag auf Burg Alpen
Wenn der Morgen graute, bestieg der Kurwächter (der Nachtwächter im eigentlichen Sinne) den großen Turm, musterte von dort oben aus, ob auf der weiten Ebene nichts zu sehen war, das auf einen feindlichen Überfall hinwies. War dies nicht der Fall, blies er dreimal in sein Horn und gab damit das Signal zum Öffnen der Tore. Auf dieses Zeichen hin erhob sich das auf der Burg wohnende Burgpersonal.
Der „untere Pförtner“ besetzte seinen Arbeitsplatz am Eingang zur Vorburg und verwehrte allen nicht zum Haus- oder Hofgesinde gehörenden Leuten den Zugang. Der „obere Pförtner“ hielt tagsüber Wacht an der Pforte zur Hauptburg. Während der Winterzeit unterhielten sie dort ein ständiges Feuer, es war ihnen aber untersagt, Feuerholz unter der Hand wegzugeben oder gar zu verkaufen.
Der Burggraf als Aufseher des Burgpersonals schloß morgens die Tore auf und abends zu, und bewahrte die Schlüssel auf. Auch er schlief auf der Hauptburg und überwachte von Zeit zu Zeit die nächtlichen Runden der Wächter.
Diese wiederum zwei Wächter, je einer für Haupt- und Vorburg, unterhielten ebenfalls im Winter ein Feuer, um ihre Fackeln entzünden zu können. Sie gingen die Nacht über ihre Runden, bis die Pforten aufgeschlossen waren. Danach bekamen sie, wie das übrige Gesinde, ihre Suppe zum Frühstück. Wer zu spät zum Essen kam, bekam nichts mehr mit.
Der Koch bereitete die Morgen- und Abendmahlzeiten zu, trug dafür Sorge, daß niemand Unbefugtes in die Küche gelangen konnte und paßte auf, daß niemand vor der Mahlzeit etwas Eßbares von der Anrichte naschte.
Der Brauer braute Bier und buk Brot (..Heute back ich, morgen brau ich..). Er wurde vom Hausknecht unterstützt, der sich um das Feuerungsholz kümmerte. Die Vorräte wurden durch die Arbeit des Boteliers oder Faßbinders im Keller gelagert.
Der Jäger besorgte das Fleisch für die Tafel, meist wohl Kaninchen und Federwild, eine Arbeit, die den ganzen Tag über dauern sollte, was etwas über die Wildknappheit jener Zeit aussagt. An den Fastentagen und Freitagen hingegen war es Aufgabe des Fischers, für die Tafel zu sorgen. Zudem hatte er die Burggräben vor Verlandung zu schützen und sie zu reinigen.
Das übrige Burgpersonal wohnte in der Vorburg, der Stallmeister und der ihm helfende Knecht schliefen an der Pforte zur Vorburg, um dem unteren Wächter bei Bedarf zur Hand gehen zu können. Klaus-Dieter Schwieren: „Alltag auf Burg Alpen“ (http://www.kdschwieren.de/alpen.htm)


Siehe auch…
Die Kurfürstin Amalia, Pfalzgräfin bei Rhein, Herzogin in Bayern, geborene Gräfin zu Neuenahr und Limburg, Frau zu Alpen etc. wurde 1539 auf dem Schloss in Alpen geboren und ist dort auch am 10. April 1602 gestorben. Zuerst war sie mit dem Führer der niederländischen Freiheitsbewegung, Heinrich von Brederode, später mit dem Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz verheiratet. Mehr zu Amalia zu erfahren gibt’s an der
Quellennachweise
- sofern nicht anders angegeben – Text: Klaus-Dieter Schwieren: „Alltag auf Burg Alpen“ (http://www.kdschwieren.de/alpen.htm)