Vom Karmeliterkloster zum Gymnasium Adolfinum
Die Entstehung des Adolfinum geht auf den Grafen Hermann von Neuenahr-Moers (1520–1578) zurück, der in der Grafschaft seit 1560 die Einführung der Reformation betrieben hatte. Nach längeren Auseinandersetzungen hatte er 1573 das Moerser Karmeliterkloster aufgelöst und suchte danach eine rechtliche Begründung zur Vereinnahmung des Klostervermögens, um gegenüber dem Kölner Erzbischof und dem Ordensprovinzial der Karmeliter zumindest eine formale Grundlage zur Abweisung von Regressansprüchen zu haben. Hierzu suchte er den Rat des 1572 vom Landfermann-Gymnasium in Duisburg nach Homberg in die Moerser Grafschaft gewechselten Gelehrten Heinrich Castritius Geldorp. Er beauftragte Geldorp kurz vor seinem Tod (4. Dezember 1578), ein Gutachten zu erstellen, in dem sowohl die Frage der Auflösung des Mönchsvermögens als auch die Gründung einer schola illustris behandelt wurden. Zur Berichterstattung an Graf Hermann kam es aber nicht mehr. Dessen Schwager und Erbe, Graf Adolf, forderte dann 1579 die Übergabe des wohl weitgehend fertigen Gutachtens, das so für Graf Hermann ausgestellt und nur in einem Zusatz an Adolf gerichtet war.

Geldorp führte in dem lateinisch verfassten Gutachten aus, dass der Moerser Graf Friedrich bei Errichtung des Klosters 1446 die Auflage einer wahren christlichen Lebensführung gemacht hatte. Ansonsten sollte das Vermögen an die Grafen zurückfallen. Da es nun im Kloster zu Auseinandersetzungen über die protestantischen Lehren gekommen sei, hätten die Mönche ihr Asylum zerstört und der Graf habe das Recht, das Vermögen wieder zurückzunehmen. Dies umso mehr als das Vermögen ja nicht zum Eigennutze eingezogen werde, sondern zum Wohl des Gemeinwesens, nämlich zur Gründung einer Schule. So müssten als Lehrer geeignete Diener der Kirche herangezogen werden und die bisherigen Einnahmen des Klosters aus Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen sollten für die Schule verwendet werden. Denn die Einrichtung einer Schule gehöre zur Pflicht einer jeden Obrigkeit, die so ihre Pflicht zur zeitgemäßen Verkündigung des Evangeliums auch gegenüber den Bedürftigen (pauperes), hier den Bürgern, erfülle. Seit 1574 gab es eine Lateinschule im calvinistischen Geist, die bereits in den Räumen des ehemaligen Klosters untergebracht war. Hier sollten die begabten Jungen in der Grafschaft Moers u. a. die biblischen Sprachen lernen.
Blütezeit unter niederländischer Herrschaft
Von 1586 bis 1597 wurde die Stadt Moers während des Achtzigjährigen Kriegs durch Spanien besetzt, der Schulbetrieb wurde eingestellt und erst nach der Einnahme der Stadt 1601 durch die Niederländer im Jahre 1603 wieder aufgenommen. Es ist jedoch fraglich, ob das gleich wieder in Form einer Lateinschule geschah.
Zunächst gab es erneut Konflikte mit den Karmelitern, die in der spanischen Zeit wieder vom Kloster Besitz ergriffen hatten. Moritz von Oranien setzte 1603 zwar wieder die evangelische Kirchenordnung Graf Hermanns aus dem Jahr 1560 in Kraft, wollte sich aber mit den Karmelitern gütlich einigen. So kam es am 16. April 1614 mit Genehmigung des Papstes zum Ankauf des Klosters nebst zugehöriger Ländereien für 22.000 Gulden.
Die Schule lag in den Händen der Stadt und die Bürger förderten den Betrieb im 17. Jahrhundert durch Spenden im erheblichen Umfang. Hierüber berichtet ein noch erhaltenes „Fundationsbüchlein der zu Moers zu Ehren Gottes angefangenen Schulen“. Vor allem im Jahr 1634 wurde durch eine besondere Sammlung soviel Geld zusammengebracht, dass die schola illustris wieder voll funktionsfähig war, ja sogar kein Schulgeld zur Finanzierung erhoben werden musste und einige Stipendien verteilt werden konnten. Zur finanziellen Stabilität trug auch die von Prinz Friedrich Heinrich von Nassau-Oranien eingerichtete jährliche Unterstützung von 500 Gulden bei.


Das Jahr 1634 war für die Schule auch deshalb von Bedeutung, weil auf Veranlassung der Niederländer eine grundlegende Schulsatzung geschaffen wurde. Oberstes Leitungsgremium war der „senatus scholasticus“ dem der jeweilige Statthalter, der Stadtmagistrat (sofern evangelisch), die Geistlichen, die Professoren und der Rektor angehörten. Die laufenden Geschäfte führten alle zwei Jahre neu zu wählende Scholarchen. Themen der Oberstufe waren Institutionen des römischen Rechts, theoretische Philosophie, Mathematik und Physik, praktische Philosophie bestehend aus Ethik, Politik und Ökonomik sowie Logik und höhere Beredsamkeit. Einer der Professoren dieser Zeit war Wiricus Scriba, der in Moers Physik und Hebräisch unterrichtete, und der bei der Gründung der Universität Duisburg dort eine Professur für Medizin und morgenländische Sprachen erhielt.[3]
Der Unterricht am Gymnasium dieser Zeit war fast ausschließlich auf die alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch ausgerichtet. Allein Latein nahm einen Umfang von 30 Wochenstunden ein, so dass für den sonstigen Stoff nur wenig Raum blieb. Ursache dieser Verteilung war, dass man das Gymnasium ganz überwiegend als Vorstufe in der Ausbildung von Pfarrern betrachtete.
Ein erfreuliches Ereignis mit besonderer Wirkung auch für die Folgezeit war die formell auch noch heute existierende Stiftung des ehemaligen Moerser Schülers und braunschweigisch-lüneburgischen Bergrates zu Clausthal, Peter Hartzingh, vom 20. April 1680, in der dieser die Hälfte seines Vermögens, überwiegend bestehend in Kuxen, in die sogenannte Hartzingh-Klausthalsche Stiftung einbrachte. Zweck dieser Stiftung war es, mittellosen evangelischen Kindern der Stadt den Besuch der Schule zu ermöglichen und ihnen, sofern sie studierfähig waren, auch noch ein „Stück Geld“ zukommen zu lassen. Von diesem Stiftungsvermögen profitierten viele Schüler bis ins 20. Jahrhundert.
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Finanzprobleme unter preußischer Herrschaft, Vollgymnasium unter staatlicher Herrschaft, 20. Jahrhundert…
Quellennachweise
- Wikipedia-Autoren des Beitrags Gymnasium Adolfinum Moers (https://de.wikipedia.org/wiki/Gymnasium_Adolfinum_Moers) (CC-BY-SA 3.0)