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Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung von der WAZ zur Verfügung gestellt. Hier geht’s zum Original-Beitrag: „Duisburg-Rheinhausen, die Bunkerstadt“

Rheinhausen | Die Bunkerstadt

„Rheinhausen würde den 3. Weltkrieg überstehen, so viele Bunker haben wir hier“.

Die Zahl ist in der Tat beachtlich, die Stadt gilt als die Bunkerstadt in Deutschland. Viktor Waamelink, Heimatforscher aus Homberg, hat in seinem Buch „Der vergessene Krieg“ die Nähe zum Krupp-Areal für die große Anzahl an Schutzräumen verantwortlich gemacht.

Wer in den Bunker möchte, muss zunächst in dieses Häuschen. Zwei davon stehen am Marktplatz.

Lars Fröhlich / WAZ FotoPool

Wir machen uns auf die Suche nach den Hochbunkern und Deckungsgräben im Duisburger Westen. Und auch nach Zeitzeugen, die etwas zu den Relikten dunkelster deutscher Geschichte erzählen können. Rudi Lisken (77), allgegenwärtiger Kartoffelhändler und Kommunalpolitiker, kümmert sich ehrenamtlich um die Überreste des ehemals ein Quadrat bildenden unterirdischen Bunkers.

Zunächst aber ein paar Fakten: Etwa ab 1941 wurde er gebaut – viele der Bunker hatte die Firma Krupp errichtet. Parallel zu den den Markt umschließenden Straßen verlaufen Gänge. Sie bilden den Bunker, einen großen Sammelraum gibt es nicht. 250 Leute fanden Zuflucht, Hinein ging’s und geht’s über schmale Treppen in den beiden Backsteinhäuschen an den Ecken des Marktes. Rechts und links der Gänge hockten sie dann auf schmalen Holzbänken. Diese sind bereits kurz nach dem Krieg verschwunden.

Bunkerspezialist Rudi Lisken in Rheinhausen

Man nannte Rheinhausen mal die Bunkerstadt, erinnert sich Rudi Lisken. Über 50 Bunker gibt es heute noch, darunter 11 Hochbunker. Der WDR fand das höchst interessant und lud Rudi Lisken kurzerhand ein, als Stadtführer oder in dem Fall besser als Bunkerspezialist für eine spezielle Sendung dieser ehemaligen Schutzbauten des 2. Weltkrieges.Rudi Lisken kann sich noch gut an diese Zeit erinnern, als die Familie zwischen 1943 und 1944 bei Alarm die unterirdischen Schutzräume aufsuchte…..

„Im Bunker übernachtet“

„Als Kind haben wir den Krieg beinahe schon als Spiel empfunden“, sagt Lisken. Nie habe er etwa vor Bomben weglaufen und sich schützen müssen. Nur gelegentlich sei er damals bei Angriffen unter dem Marktplatz gewesen. Als der Beschuss durch die Alliierten ab 1943 aber massiver geworden war, kamen die Kinder in den Hochbunkern, etwa an der Güntherstraße, unter. „Wir haben sogar in den Bunkern übernachtet.“ Nach dem Krieg hatte man versucht, die Gänge unter dem Markt zu sprengen. Erfolglos, Stein und Stahl sind offenbar für die Ewigkeit gebaut worden. Wann genau der Weinhändler Breeker in dem Bunker seine Ware gelagert hat, weiß Rudi Lisken nicht mehr ganz genau. Etwa Mitte der 1970er habe der Händler dann aber sein Geschäft aufgegeben, die letzten Pullen verschwanden von unter Tage.

Hier beginnt die Geschichte von Rudi Lisken. „Ich habe mich immer sehr für die die Entwicklung meiner Heimatstadt interessiert. Irgendwann hatte ich die Stadtverwaltung gefragt, ob ich mal in den Bunker gehen dürfe.“ Er durfte und bekam den Schlüssel. Den hat er noch heute und kümmert sich ehrenamtlich um die Erhaltung der massiven Gewölbe. Die Stadt und auch der Besitzer – sämtliche Bunker befinden sich, sollten sie nicht verkauft sein, im Bundebesitz – scheinen froh über das Engagement des 77-Jährigen. Gemeldet hat sich bisher niemand bei ihm.

In den Unterlagen des Rheinhauser Stadtplanungsamtes vom 20. Juli 1943 sind insgesamt 63 öffentliche Schutzräume für die Bevölkerung aufgelistet. In Gruppe A sind elf Hochbunker aufgeführt. In B und C listet die Stadt Luftschutz-Deckungsgräben und Alte Überholungs-Deckungsgräben auf, unter anderem den verstärkten Erdbunker unter dem Hochemmericher Markt.

„Gruppe D“ schließlich beinhaltet zehn splittersichere Deckungsgräben und Sammelschutzräume. Fertiggestellt wurden sämtliche Bauten bis zum 1. Dezember 1943. „Die gesamten Einwohner sind zu 100 % geschützt“ schrieb die Stadt. 31 955 Menschen galt es zu schützen, der Rest der 46 188 Einwohner sind entweder zur Wehrmacht eingezogen, in Arbeit befindlich oder „ausländische Arbeitskräfte“ – vermutlich Zwangsarbeiter.

Der Bunker an der Günterstraße in Duisburg Rheinhausen (2011)

Tanja Pickartz / WAZ FotoPool

Fotoserie "Bunker an Rhein und Ruhr" (WAZ) 126 Bilder

Vorträge unter Tage

Überrascht war Lisken, als er den Bunker erstmals nach dem Krieg betreten hatte: „Kaputt war dort unten eher wenig, dafür war es aber umso dreckiger.“ Zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr Rheinhausen hatte er vor vielen Jahren einmal eine Grundreinigung gemacht. Inzwischen liegt auch Strom unter dem Marktplatz. 50 Meter Kabel hat Rudi mit seinem Sohn Rudi Junior hinuntergeschleppt und installiert.

Regelmäßig bittet Lisken Bürger in den Luftschutzkeller, dort baut er dann einen Diaapparat auf und zeigt Bilder von früher (wir berichteten). „Der Zulauf ist enorm, immer wieder werde ich auch von jungen Leuten gefragt, wann ich denn mal wieder eine Veranstaltung im Bunker mache.“ Der nächste Vortrag kommt bestimmt. Die Gäste können sich dann auch eine kleine Bilderausstellung zur Geschichte Rheinhausens ansehen, die er neben der Treppe im Bunkerhäuschen aufgebaut hat.

Um die 5000 Euro hat Rudi Lisken über die Jahre in die Renovierung „seines“ Bunkers gesteckt. Einen Teil aus eigener Tasche, beim Rest hatte ihm unter anderem Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) unter die Arme gegriffen. „Er hat mir viel geholfen und Kontakte zu Investoren vermittelt.“

Modisches Leben im Bunker an der Günterstraße

Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung von der WAZ zur Verfügung gestellt. Hier geht’s zum Original-Beitrag: „Duisburg-Rheinhausen, die Bunkerstadt“

Die unbenutzte Etage im Bunker an der Günterstraße. Mit „renovierungsbedürftig“ knapp ausreichend beschrieben.

Tanja Pickartz / WAZ FotoPool (bearbeitet)

Der Schutzraum an der Rheinhauser Günterstraße konnte in Kriegszeiten 2050 Menschen beherbergen. Und heute? Der Bau hat fünf mal 200 Quadratmeter, sagen wir mal, Wohnfläche. Die Wände sind fast so dick wie ein Mittelklassewagen breit ist.

Das ist gut zu erkennen ist an der Tiefe der Mauervorsprünge rund um die Fenster. Die waren Ende der 1950er Jahre ins massive Mauerwerk gesprengt worden. Willkommen im Hochbunker an der Günterstraße in Hochemmerich. Ein Rundgang, los geht’s auf dem Dach.

Oliver Sendelbach (50), sein Vater führt das Damenmode-Geschäft im Erdgeschoss, steigt die schmalen Treppen hinauf und stemmt eine Eisentür auf. Diese mit Stahlhaken gesicherte Luftschutztür ist seit Baubeginn 1941 hier oben, ganz bestimmt. Auf dem Dach könnte man prima eine Sonnenterrasse aufbauen, Panoramablick über Rheinhausen inklusive. Hier oben erinnert nichts mehr daran, dass hier im 2. Weltkrieg Menschen – wenn auch eher nicht auf dem Dach – Schutz gesucht haben. Es regiert die Moderne: Ein Aufzug wurde nachträglich an das Gebäude gezimmert, auf dem Dach steht ein großer Handyfunkmast.

Lager in der 1. Etage

„In der ersten Etage befindet sich unser Lager“, sagt der Jurist Sendelbach. Er hütet zurzeit das Geschäft, sein Vater Norbert, der 75-Jährige führt das Unternehmen seit den 1960-er Jahren, ist gerade im Urlaub. Fotos des Lagers wollte Sendelbach Junior dann doch nicht in der Zeitung sehen, ein Blick ins Treppenhaus sollte genügen.

Per Zufall geht’s dann doch hinein. „Hier ist ja offen“, wundert sich Sendelbach, der Weg führt hinein in 200 lichtdurchflutete Quadratmeter. Rudi Lisken (77), Kartoffelhändler und hiesiges Original, wähnt sich für einen Moment zurück in seiner Kindheit: „Hier waren einige Mauern und hier haben wir damals geschlafen.“

Heute ist die unbewohnte Etage renovierungsbedürftig, auf dem Boden liegt ein alter Boiler und die Sanitäranlagen müssten auch neu gemacht werden. Eine schicke Wohnung im Loft-Stil könnte daraus schon werden, was fehlt ist ein Balkon. Andererseits gibt es ja noch die Dachterrasse..

Oliver Sendelbach vor dem Bekleidungsgeschäft seines Vaters.

Tanja Pickartz / WAZ FotoPool

Textilfabrik mit 100 Mitarbeitern

Die Geschichte der Familie Sendelbach ist sehr eng mit der des Bunkers an der Günterstraße verbunden. Olivers Opa Otto hatte Anfang der 1950er-Jahre in dem Gebäude eine Textilfabrik gegründet und zeitweise bis zu 100 Mitarbeiter beschäftigt. „Wir haben sogar für C&A produziert“, sagt der Enkel. Im Ladenlokal waren damals ein Friseur und ein Fernsehgeschäft untergebracht. In den 1960-ern – Senior Sendelbach war inzwischen gestorben – hatte Norbert das Geschäft übernommen.
Produziert wird hier schon lange kein Kleidungsstück mehr, das Bekleidungsgeschäft befindet sich samt einer Änderungsschneiderei im Erdgeschoss. Den Namen „Mademoiselle Danielle Creation“, hatte sich der Inhaber ausgedacht, Oliver Sendelbach: „Damit wollte mein Vater wohl französischen Schick zeigen.“

Norbert Sendelbach ist übrigens Mieter des Gebäudes. Auch der Atatürk-Verein, er bewohnt die zweite Etage, hat die Räumlichkeiten gemietet. „Der Bunker ist wie viele andere auch im Besitz des Bundes, dorthin überweisen wir die Miete.“

Elf Hochbunker für 24 170 Rheinhauser: Insgesamt elf Luftschutz-Bauwerke sind in Unterlagen des Stadtplanungsamtes Rheinhausen vom 20. Juli 1943 aufgelistet. Sie alle waren zum 1. Oktober 1943 betonfertig. Der Hochbunker an der Günterstraße bot insgesamt maximal 2050 Menschen Platz. Hier die weiteren: Asterlager Straße (1900), Bertastraße (1500), Hochfelder Straße (2700), Am Borgschenhof (2000), Kronenstraße (1720). Atroper Straße (1900), Marktplatz Friemersheim (3150), Beguinenstraße (2300), Krefelder Straße (1700), Im Kirling (3150). Insgesamt konnten 24 170 Menschen untergebracht werden

Weitere Quellen und Informationen

  • Duisburg-Rheinhausen, die Bunkerstadt (WAZ)
  • Bunker an Rhein und Ruhr – Fotoserie (WAZ)
  • WDR Reportage Tiefbunker (WDR)
  • Modisches Leben im Bunker an der Günterstraße
  • Die Rheinhauser „Unterwelt“ (Rheinhausen-am-Niederrhein.de)
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    Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool